Gemeinsam mit Katja Dörner habe ich einen offenen Brief an Werder Bremen geschrieben, der auch auf Grün ist Lila veröffentlicht wurde. Wir machen klar: Keine Diskriminierung – das sollte nicht nur für die Spieler, sondern auch für die Sponsoren gelten!
Sehr geehrter Herr Dr. Hess-Grunewald,
lebenslang grün-weiß – das ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir sind als Anhänger Werder Bremen seit langem verbunden und werden dies auch in Zukunft bleiben. Aber erneut macht „unser“ Sponsor Wiesenhof uns das Leben als Werder-Fan sehr schwer.
Die Wahl von Wiesenhof als Sponsor im Jahr 2002 liegt uns seit dem wie ein Stein im Magen, da Wiesenhof keinen Wert auf ethische Standards, auf eine artgerechte Tierhaltung noch auf Umweltschutz legt. Nun gibt es erneut ganz aktuell Anlass für Kritik:
Wir haben am Wochenende die Debatte um den Werbespot von Wiesenhof verfolgt, in dem der „Comedian“ Atze Schröder sich frauenverachtend und vergewaltigungsverherrlichend mit Anspielungen auf Gina-Lisa Lohfink äußert. In diesem Video wird ein mutmaßliches Vergewaltigungsopfer lächerlich gemacht. Werbespots wie der von Wiesenhof tragen mit dazu bei, dass eine Kultur in Deutschland bestehen kann, die es zulässt, dass Vergewaltigungen nicht ernst genommen werden. Die es zulässt, dass Opfer von Vergewaltigung sich abgeschreckt fühlen, das, was ihnen widerfahren ist, tatsächlich anzuzeigen. Hinzu kommt ein Sexualstrafrecht, das ein „Nein“ nicht als solches anerkennt.
Wiesenhof und auch Atze Schröder haben sich mittlerweile entschuldigt. Doch auch wenn dieser Spot ein Jahr alt ist, ist die Werbe-Botschaft frauenverachtend und abstoßend („Danach [nach der großen Wurst] müssen Gina und Lisa erst einmal in die Trauma-Therapie“). Wiesenhof hat sich bewusst für diese frauenverachtende Werbung entschieden, eine Agentur hat diese umgesetzt und mehrere Menschen haben sich daran beteiligt. Und mit diesem Unternehmen arbeiten Sie zusammen – wir finden das völlig daneben.
Auch ohne den aktuellen Bezug zum Prozess um Gina-Lisa Lohfink ist Wiesenhof sicherlich bewusst gewesen, dass sie auf eine frauenverachtende Werbung setzen – wohl in der Annahme, dass Konsumenten sich von derartigen Werbebotschaften angesprochen fühlen.
Wir fühlen uns nicht angesprochen. Wir sind entsetzt. Und wir finden: Werder Bremen ist ein cooler Verein, er trägt gesellschaftliche Verantwortung – und das umfasst selbstverständlich auch die Wahl der Sponsoren. Werder wie der DFB verpflichten Spieler*innen und Fans (in den jeweiligen Kodizes) dazu, keine Diskriminierung auszuüben. Das Gleiche sollte auch für Sponsoren gelten.
Mit der Kritik an dem Spot stehen wir nicht alleine, viele Menschen in der Twitter- und auch Werder-Gemeinschaft, wie z.B. auch Jan Delay, haben sich kritisch geäußert. Ihre Äußerungen, dass Werder so einen Spot „voll daneben“ findet – wie auf Twitter zu lesen – ist erfreulich, aber nach unserer Auffassung nicht ausreichend. Der Spot mit Atze Schröder sollte Anlass sein, endlich einen neuen Sponsor zu finden.
Massentierhaltung und Sexismus, das passt einfach nicht zu Werder Bremen!
Viele Grüße
Katja Dörner & Jürgen Trittin
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