Der südniedersächsische Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin erklärt zu den Windkraftplanungen u.a. in Bovenden:
Wenn Deutschland spätestens bis 2050 klimaneutral sein soll, braucht es einen massiven Ausbau der Windenergie vor Ort. Selbst für den bescheidenen Konsens eines Kohleausstiegs muss bis 2030 Zweidrittel unseres Stroms erneuerbar erzeugt werden. Dies geht nicht ohne einen massiven Ausbau der Windenergie auch an Land. Ohne Windenergie vor Ort gibt es keine Energiewende und keinen Klimaschutz.
Während im Rest der Welt von den USA bis China massiv in die von Deutschland entwickelte Windtechnologie investiert, stagniert hier der Ausbau. Über 26.000 Arbeitsplätze – unzählige davon in Niedersachsen – sind in den letzten Monaten verloren gegangen. Neben falschen Ausschreibungsbegrenzungen durch das Wirtschaftsministerium sind hier Wiederstände vor Ort einer der Hauptgründe.
Beispielhaft zeigt sich dies bei den Windkraftplanungen in Bovenden. Gab es bei der Beteiligung zur Ausweisung der Vorrangflächen kaum Einwände, so werden angesichts des konkreten Baus nun die Argumente vorgetragen, die schon bei der Ausweisung geprüft wurden. Das gilt für die Entwicklungsmöglichkeiten und Wertverlust wie für die zulässigen Immissionsschutzgrenzwerte. Sie wurden nach den gesetzlichen Vorgaben geprüft. Dies gilt auch für Infraschall, der sich nach den gleichen physikalischen Gesetzen wie Schall verbreitet. Es ist also kein neues Argument.
Die abenteuerlichste Begründung ist aber der Verweis auf Rotmilan und Schwarzstorch. Hier wird nicht einmal mehr versteckt, dass der Naturschutz nur ein Vehikel sein soll, ganz andere Interessen wie Wertverluste zu vermeiden. Der Artenschutz aber schützt die Arten in ihrem Bestand. Dieser ist durch Windräder nicht Gefahr – wie die Bestandsentwicklungen zum Beispiel von Seeadlern in Windkraftregionen wie Mecklenburg belegen.
Windenergie ist eine entscheidende Säule der Energiewende und damit für den Klimaschutz. Deshalb müssen die ausgewiesenen Vorrangflächen zügig genutzt werden. Wir wollen, dass mindestens zwei Prozent der bundesdeutschen Fläche an geeigneten Stellen für Windkraft freigegeben werden. Pauschale Abstandsregelungen wie jetzt von Peter Altmaier geplant, blockieren Klimaschutz und Energiewende. Sie vernichten Arbeitsplätze und eine Zukunftsindustrie bei der Niedersachsen globaler Technologieführer war.
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